Vitamin D Mangel

Was ist Vitamin D und wie wird es gebildet?

Vitamin D ist ein Vitamin, welches im Körper wichtige biochemische Prozesse erst möglich macht. Eine besondere Bedeutung hat es für gesunde Knochen und das Immunsystem. Ohne Vitamin D können schwerwiegende Krankheiten, wie z.B. Rachitis entstehen.

Anders als andere Vitamine kann der menschliche Körper Vitamin D aus einer Vorstufe selbst herstellen, weshalb die Bezeichnung als Vitamin umstritten ist. Die Vorstufe wird aus Cholesterin gebildet, welches im Körper unter normalen Umständen ausreichend vorhanden ist. Sie wird 7-Dehydro-Cholesterol (kurz 7DHC, siehe Abbildung 1) genannt. Das 7DHC wird mit Hilfe des Sonnenlichts, genauer: durch die UV-Strahlung, in der Haut zu Cholecalciferol umgewandelt. Dieses wiederum wird in der Leber und Niere in Calcidiol (25-OH-D3) umgewandelt und so transportfähig gemacht. In den einzelnen Zellen wird aus dem Calcidiol das aktive Vitamin Calcitriol, (1,25-OH-D3).

Abbildung 1: Die Synthese von Vitamin D aus Cholesterin, Quelle: http://www.praxis-bismarckplatz.de/leistungen_vitD.html; Dr. med. Fette und Dr. med. Thimm

Somit liefert die Haut bzw. das Sonnenlicht 80-90% des Vitamin D. Doch auch mit der Nahrung kann ein geringer Teil des Vitamins aufgenommen werden. Besonders in Fisch, Pilzen und Milchprodukten finden sich geringe Mengen des Vitamins, jedoch in einer anderen Form.  In Lebensmitteln befindet sich Vitamin D2 und nicht das wirksame D3. Aus diesem Grund muss das D2 erst in Calcidiol umgebaut werden (siehe Abbildung 1).

 

Welche Funktionen erfüllt Vitamin D im Körper?

Ein starker Vitamin D-Mangel ist mit vielen chronischen Erkrankungen korreliert: Osteomalazie und Rachitis, Bluthochdruck und Herzinfarkt, Diabetes und Allergien, sowie Krebserkrankungen (Abb. 2).

Abbildung 2: Ein Vitamin D Mangel korreliert mit einer Vielzahl von Erkrankungen. Deutsche Apothekerzeitung DAZ 2013, Nr. 15, S. 28

Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium in den Körper und dessen Spiegel im Blut. So ist gewährleistet, dass immer genügend Kalzium für lebenswichtige Stoffwechselfunktionen wie Signalübertragung der Nerven und Arbeit der Muskeln zur Verfügung steht. Je mehr Kalzium der Körper mit Hilfe des Vitamin D aufnehmen kann, umso mehr kann er als Reserve in das Knochengerüst einlagern. Mit Vitamin D wird zum Beispiel das Enzym Osteokalzin gebildet, welches dieses Kalzium bindet und in den Knochen einlagert. Damit fördert Vitamin D auch den Aufbau und die Festigkeit der Knochen. Vitamin-D-Mangel führt bei Kindern im Wachstum zu Rachitis. Durch zu wenig Kalzium im Knochen kommt es zu Wachstumsstörungen, Fehlbildungen und Knochenverformung. Zudem ist die Ausbildung von Zähnen und Zahnschmelz gestört. Bei Erwachsenen nennt man das Krankheitsbild Osteomalazie: Knochenerweichung.

Eine kanadische Langzeitstudie von 1997 bis 2008 zum Krankheitsverlauf bei Brustkrebs fand heraus, dass schon ein Vitamin D-Wert bei Frauen von 30 ng/dl die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Brustkrebs gegenüber Frauen mit einem Wert von ca. 17 ng/dl verdoppelte.

 

Vitamin D3 - Werte:

Tabelle 1: Wie hoch sollte der Vitamin D Spiegel im Blut sein, um Krankheiten vorzubeugen? Eigene Darstellung

Auch bei unspezifischen Symptomen, wie dauerhafter Erschöpfung, Stimmungsschwankungen oder erhöhter Infektanfälligkeit sollte der Vitamin D-Spiegel überprüft werden.

 

Wie ist die Vitamin D- Versorgung in Deutschland?

Bei größeren Studien, auch in Deutschland, wird immer festgestellt, dass erschreckend viele Menschen einen deutlichen Vitamin-D-Mangel aufweisen.

Vitamin D kommt in der Nahrung kaum vor. Um unseren Tagesbedarf zu decken müsste man z.B. jeden Tag ca. 400 g Hering (ca. 1.000 I.E.) oder 1 kg Sardinen oder ca. 3 bis 5 kg Eier oder Champignons essen. Das ist extrem unrealistisch.

Die Sonneneinstrahlung ist jedoch erst stark genug, wenn die Sonne bei klarem Himmel mehr als 45 Grad über dem Horizont steht. Das ist in Deutschland zwischen Oktober und März nicht mehr der Fall, was zu einem kompletten Erliegen der körpereigenen Vitamin D- Bildung führt. Doch selbst in den Sommermonaten ist die Bildung von Vitamin D bei vielen Menschen nicht ausreichend:

  • Sonnencremes LSF ≥ 30 senken zwar das Risiko für Hautkrebs, aber gleichzeitig auch die körpereigene Produktion von Vitamin D um bis zu 95 %.
  • Durch lange Arbeitszeiten in Gebäuden oder Schichtdienst sind viele Menschen nur sehr wenige Zeit draußen
  • Großflächige Bedeckung des Körpers mit Kleidung

Somit ist auch der Vitamin D3-Spiegel bei 82,2 % (Männer) bis 91,2 % (Frauen) der Bevölkerung in Deutschland unzureichend (Abb. 3).

 

Abb. 3: Anteil der Bevölkerung, deren Zufuhr unter den D-A-CH-Referenzwerten liegt in %. Quelle: Nationale Verzehrsstudie II, 2008.

Professor Reinhold Vieth, an der Universität von Toronto in der Abteilung für Laboratoriumsmedizin, Pathobiologie und Ernährungswissenschaften, empfiehlt: Wenn ein Erwachsener sichergehen möchte, dass der eigene 25-OH-D-Spiegel über 30 ng/ml liegt, sollte man langfristig 4.000 IE Vitamin D3 pro Tag zusätzlich zur normalen Ernährung einnehmen (supplementieren).

 

Vitamin D und andere Nährstoffe

Bei der Supplementierung von Vitamin D3 ist es wichtig, auch die Nährstoffe im Blick zu haben, die für die biochemischen Prozesse bei Aufnahme, Umwandlung und Wirkung von Vitamin D mitbeteiligt sind. Hierzu zählen vor allem folgende Nährstoffe:

Vitamin K

Vitamin D3 hat die wichtige Aufgabe, den Kalziumspiegel im Blut zu regulieren, und reguliert z.B. die Bildung des kalziumbindenden Enzyms Osteokalzin. Dieses muss  jedoch erst aktiviert werden, was durch Vitamin K geschieht. Ohne Vitamin K2 besteht bei einer hohen Vitamin D-Supplementierung die Gefahr von Verkalkungen in Geweben (Hyperkalzämie) und Plaque - Bildungen in Gefäßen. Vitamin K beugt so koronare Arterienkrankheiten und Herzinfarkten vor. Empfohlen werden vor allem die Kombinationen aus Vitamin K1-Form (aus grünem Blattgemüse) mit der K2-Form (aus Fleisch, Eiern und fermentierten Produkten). Beide Formen des Vitamin K2 (MK-4 und MK-7) haben Ihre Gesundheitsvorteile: MK-4 für die schnelle und effektive Optimierung der Knochendichte und MK-7 mit einer längeren Halbwertszeit für eine langfristigen Nutzung im Körper.

Magnesium

Magnesium wird vor allem benötigt, um Vitamin D verwerten zu können und in seine aktive Form (1,25-OH-D3) umzuwandeln. Je höher die Einnahmedosis von Vitamin D, umso höher ist auch der Magnesiumverbrauch im Körper, daher sind viele Nebenwirkungen von hohen Dosen Vitamin D, wie Kopfschmerzen, Herzstolpern und Muskelkrämpfe oft die Folge eines durch das Vitamin D verursachten Magnesiummangels.

Zink

Der Vitamin-D-Rezeptor, der sich in fast allen Zellen findet und für die Wirkung des Vitamin D verantwortlich ist, hat an seiner Basis zwei Zink-Moleküle. Bei einem starken Zink-Mangel kann deshalb die Vitamin-D-Funktion eingeschränkt sein, weil der Körper die entsprechenden Rezeptoren nicht bilden kann

Bor

Das Spurenelement Bor hingegen unterstützt die Funktionen des Vitamin D an der Zellwand und verschiedene Aspekte des Vitamin-D-und Mineralien – Metabolismus. Dies vor allem durch die Regulation der Kalzium- Phosphat und Magnesiumausscheidung, sowie durch eine positive Beeinflussung der Steroidhormon-synthese.

  1. W. Hollis: Circulating 25-Hydroxyvitamin D Levels Indicative of Vitamin D Sufficiency: Implications for Establishing a New Effective Dietary Intake Recommendation for Vitamin D. In: J Nutr. Band 135(2), 2005, S. 317–322.
  2. Kipshoven, Christoph. Querschnittsstudie zur Abschätzung des Vitamin-D-Status in der Bevölkerung in Deutschland (DEVID-Studie). Diss. Köln, Univ., Diss., 2010, 2010.
  3. Fetahu IS, Höbaus J, Kállay E. Vitamin D and the epigenome. Frontiers in Physiology. 2014; 5:164. doi:10.3389/fphys.2014.00164.
  4. Biesalski, Hans K. Vitamin D recommendations–beyond deficiency. Annals of Nutrition and Metabolism, 2011, 59. Jg., Nr. 1, S. 10-16.
  5. ZIPITIS CS, AKOBENG AK., VITAMIN D SUPPLEMENTATION IN EARLY CHILDHOOD AND RISK OF TYPE 1 DIABETES: A SYSTEMATIC REVIEW AND META-ANALYSIS. Arch Dis Child, 2008; 93 (6): 517-517
  6. http://www.vitamindandms.org/researchers/vieth/index.html
  7. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-15-2013/von-der-rachitis-prophylaxe-zur-allgemeinen-gesundheitsvorsorge